Zwischen Outburst und Transgression. Grenzerfahrungen von Angst und Schrecken

Angelika Ebrecht-Laermann      

Mit den Begriffen Outburst und Transgression werden zwei grundlegende Dynamiken des Umgangs mit Grenzen definiert und dargestellt. Während die Transgression die durch die sogenannten facts of life gesetzten Grenzen zwar überschreitet, sie aber nicht zerstört, sondern erweitert und als Übergangsgrenzen nutzt, greift das Outburst sie zerstörerisch an. Indem es die Grenze zwischen Subjekt und Objekt plötzlich zum Platzen zu bringt, verwandelt es die zum Aushalten von Trennungsangst notwendige Angstspannung in Schrecken. Eine solche Verwandlung von Angst in Schrecken sucht Anschluss an alte traumatische Erfahrungen. Im Zusammenbruch der Angstspannung realisiert der je aktuelle Schreck einen ursprünglichen Todesschreck, d. h. die Erfahrung, in einer Beziehung plötzlich fallen gelassen worden zu sein. Diese Konstellation bezeichne ich als Ursprungstrauma, d. h. als den stetigen Versuch einer Rückbindung der Gegenwart an die Vergangenheit, durch die sich alte traumatische Zerstörungen von Beziehung und Realität nach Art eines Wiederholungszwangs beständig aktualisieren.