Familienbeziehungen im Lauf des Lebens

Leonore Kottje-Birnbacher      
In diesem Beitrag geht es um die familiären Beziehungen in verschiedenen Lebensphasen, wie sie uns prägen und wie wir sie gestalten können. Eltern bieten ihren Kindern einen Entwicklungsraum mit sehr unterschiedlichen Angeboten an Fürsorge, Weltsicht und Identifikationsmöglichkeiten, Normen, Werten, Anforderungen und Unterstützungen. Durch die ständigen Wechselwirkungen von Angeboten und Reaktionen werden die Gefühle und das Verhalten der Kinder geprägt. Als Erwachsene suchen sie Partner, mit denen sie zusammenleben können. Es sind vielfältige Einigungsprozesse und Verarbeitung von Krisen und Enttäuschungen notwendig, bis aus einer Verliebtheit eine neue stabile Bindung entstanden ist. Später steht der Umgang mit alten Eltern an, mit Anpassung der inneren Bilder vom Selbst und vom Andern an die inzwischen gültige Realität mit Umkehrung der Machtverhältnisse: die Eltern sind nun bedürftig und nicht mehr machtvoll, und die erwachsenen Kinder mitten im Leben und in der Fürsorge-Pflicht.
An Hand von Fallbeispielen wird gezeigt, wie man durch die Analyse der familiären Interaktion und durch KB-Bilder den Patienten bisher nicht gesehene eigene Anteile an Schwierigkeiten aufzeigen kann, so dass sich differenziertere und realistischere Bilder vom Selbst und vom Andern entwickeln, die ein anderes Fühlen und Verhalten ermöglichen.