Der Beitrag untersucht die Frage der Anerkennung des Anderen im Hinblick auf den psychoanalytischen Prozess. Unter dem Anderen wird sowohl die Andersartigkeit des Unbewussten, als auch eine grundlegende, nicht-einfühlbare Fremdheit des anderen Subjekts verstanden. Die Freilegung unbewusster Strukturen und Bewegungen benötigt nicht nur eine besondere, nicht alltägliche, gewissermaßen künstliche Art der Begegnung zwischen AnalytikerIn und AnalysandIn; Analyse bedingt immer auch Zerlegung und (Zer-)Störung bewusster Strukturen. Die ›via regia‹, der zentrale methodische Weg des Zugangs zum Unbewussten kann nach Ansicht der Autorin nicht in der bewusstmachenden, beiderseitigen, verstehenden Aufklärung der Verstrickung zwischen den am analytischen Prozess Beteiligten gesehen werden – wie dies beispielsweise von einigen Vertretern der sog. Intersubjektivisten postuliert wird. Ein wesentliches Arbeitsinstrument, das es AnalytikerInnen gestattet, Zugang zur Andersartigkeit des Unbewussten zu bekommen, besteht in einer Perspektivenänderung: weg von der Konzentration auf Inhalte hin zur Beachtung von Form, Struktur und Qualität des Sprechens. Die Ausarbeitung dieser behandlungs›technischen‹ Dimension spielt sowohl bei Fritz Morgenthaler als auch bei Jacques Lacan eine wichtige Rolle; die Autorin erläutert deren Bedeutung anhand eines Beispiels aus ihrer Behandlungspraxis.
Ausgabe Imagination 1/09
Autor*in: Dr.phil. Körbitz Ulrike