Der Beitrag verbindet drei zunächst einmal heterogen erscheinende Begriffe. Sie gehören aus einer psychoanalytischen Perspektive zusammen. Die Anerkennung von Andersheit oder Fremdheit, gegenüber anderen Menschen und bei mir selbst, ist die Voraussetzung dafür, dass ein Zeitbewusstsein entsteht und Erinnerungen möglich werden. Nur wenn ich anerkenne, dass der Andere anders, ein Anderer ist, kann ich Erfahrungen in der Lebensgeschichte einordnen und Vergangenes und Gegenwärtiges unterscheiden. Das ist die These des Beitrags. Zunächst werden, um sie zu begründen, ein zeitgenössischer Roman und die psychoanalytische Praxis in Bezug auf die Anerkennung von Andersheit verglichen. In der Psychoanalyse wird sie durch die Arbeit an der Übertragung möglich. Die Anerkennung des Anderen ist aber ein wichtiges Prinzip nicht nur in der Behandlung neurotischer Störungen, sondern auch in der Traumatherapie. Schließlich soll am klinischen Beispiel der Therapie einer Patientin mit Magersucht verdeutlicht werden, dass Symptombildungen u. U. auch als Versuche, Andersheit herzustellen, verstanden werden können.
Ausgabe Imagination 1/09
Autor*in: Prof. Dr. med. Küchenhoff Joachim