Das Problem der Neurose lässt sich als Fixierung des Subjekts, und das heißt seiner Identität, an die dem Anderen unterstellten Ansprüche verstehen. In einer aufklärerischen Konzeption der Psychoanalyse soll durch das Arbeitsbündnis mit den gesunden Anteilen des Analytikers das Ich des Analysanden so gestärkt werden, dass es Einsicht in die in der Übertragung sich zeigenden unbewussten Zusammenhänge dieser Fixierung gewinnt und sie einer vernunftgeleiteten Regelung zugänglich macht: Wo Es war, soll Ich werden. In einem dezentrierten Verständnis der Psychoanalyse, für das Lacan eintritt, geht es dagegen darum, gerade dieses Ich, als eigentliche Quelle des Widerstands, immer wieder zu suspendieren, um das Begehren zu fördern, so dass der Analysand schließlich dahin kommen kann, in der Übertragung selbst die Fixierung an die phantasmatischen Ansprüche des Anderen real zu erfahren und aufzulösen: Wo Es war, soll das Ich hinkommen. Dieses Konzept bleibt natürlich nicht ohne Auswirkungen auf die Handhabung der Übertragung und auf die Technik der Deutung.
Ausgabe Imagination 2/06
Autor*in: Gröller Georg