Es wird eine explizite KIP-Behandlungstechnik, die vorwiegend bei neurotischer Konfliktpathologie zu Anwendung kommt und eine reife Symbolisierungsfähigkeit voraussetzt, mit einer impliziten KIP-Behandlungstechnik verglichen. Diese entspricht einer Weiterentwicklung der „Standardtechnik“ für die Behandlung von Patienten mit einer Entwicklungspathologie und damit einer unreifen Symbolisierungsfähigkeit. Neurobiologische Befunde, vor allem aus der Gedächtnisforschung, werden auf die explizite und die implizite KIP-Behandlungstechnik angewandt. Beide stehen zueinander nicht in einer Entweder-Oder-Beziehung, sondern bilden die beiden Pole eines Kontinuums. Das Gleiche gilt für die Symbolisierungsfähigkeit. Bei der Darstellung wird besonderer Wert auf die „prozessuale Aktivierung“ gelegt, die eine Voraussetzung bildet, um Inhalte der impliziten Gedächtnisspeicher abrufen und für den therapeutischen Prozess mobilisieren zu können. Die enge Beziehung zwischen Imagination und Übertragung/Gegenübertragung wird begründet, und behandlungstechnische Implikationen, vor allem der Umgang mit so genannten archaischen Ich-Zuständen, werden ausführlich anhand einer längeren Fallvignette einer KIP-Behandlung erläutert und zur Diskussion gestellt.
Ausgabe Imagination 1/06
Autor*in: Dr. Dieter Wilfried