Das Mentalisierungskonzept wurde als Brückenkonzept zwischen der Bindungstheorie, der Entwicklungspsychologie und der Psychoanalyse entwickelt. Mentalisieren kann als die imaginative Fähigkeit beschrieben werden, das eigene Verhalten und das Verhalten anderer auf der Grundlage von psychischen Phänomenen implizit und explizit als sinnhaft zu verstehen. In der dynamischen Entwicklung des Mentalisierens entstehen Repräsentanzen, d.h. innere Bilder mit dazugehörigen Gedanken und Gefühlen, die im Rahmen eines reflexiven Prozesses bearbeitet werden. Es kommt dabei zur Bildung von Repräsentanzen von affektbesetzten inneren Vorstellungen, was den Symbolisierungsprozess aus der Sicht der Mentalisierung beschreibt. Bei der KIP steht die imaginative Funktion im Vordergrund des Interesses, die sich auf das Bild und den Primärprozess stützt und einen selbstreflexiven Prozess auslöst. Dies beschreibt den Symbolisierungsprozess aus Sicht der KIP, und wie aus Bildern katathyme Imaginationen werden. Das Mentalisieren und die Symbolisierungsfähigkeit unterliegen als strukturelle Eigenschaften einer Entwicklung und Reifung. Die einmal erreichte Mentalisierungsfähigkeit kann aber kontext- und bindungsspezifisch gestört werden, sodass prämentalisierende Modi wieder auftreten können. Das Mentalisierungskonzept erweist sich als hilfreich, um Situationen besser zu verstehen, die mit Störungen der Imaginationsfähigkeit einhergehen, und liefert Hinweise, wie therapeutisch mit einer mentalisierungsfördernden Haltung oder mentalsierungsbasierten Interventionen damit umgegangen werden kann.
Ausgabe Imagination 3/21