Das Böse ist immer und überall …? – Aggressionstheorien und Krieg bei Fromm, Volkan und Parens

Im Beitrag werden die aggressionstheoretischen Zugänge bei Erich Fromm, Henri Parens und Vamik Volkan für ein psychodynamisches Verständnis menschlicher Kriegslust dargelegt und verglichen. Alle drei Autoren setzen sich mit narzisstischen Psychodynamiken in Individuen und in (Groß-)Gruppen auseinander. Fromm beschäftigt sich grundlegend mit dem Thema menschlicher Aggression. Für ihn spielt die Unterscheidung zwischen angeborener, gutartiger und bösartiger Aggression eine wesentliche Rolle, wobei er erstere zur Erklärung der Kriegslust der Bevölkerung heranzieht. Wie auch bei Parens identifiziert er die Aggression als relevante Funktion der Selbstbehauptung. Beide betonen in der Entstehung der Kriegslust den reaktiven und defensiven Charakter von Reaktionen auf eine, als feindlich erlebte Außenwelt. Parens entwirft mit der Multi-Trends-Theorie der Aggression ein Erklärungsmodell, das unterschiedliche Entstehungsfaktoren mit deren Wechselwirkungen umfasst, und geht dabei davon aus, dass die Erfahrung starken psychischen Schmerzes und daraus resultierende narzisstische Verwundung die Voraussetzung für die Entstehung feindseliger Aggression ist. Volkan setzt sich in seiner Theorie des Chosen Trauma ebenfalls mit den Auswirkungen von in der Vergangenheit erlittenen narzisstischen Kränkungen auseinander. Er geht davon aus, dass diese, wenn sie in Großgruppen als Traumata verarbeitet und erinnert werden, Dynamiken von Konflikten und Kriegen zwischen Großgruppen befeuern können.