Woran leidet der Hypochonder? Krankheitsängste als Symptom

Die Autorin versteht Hypochondrie als eine Form der Angststörung, die sich mit plötzlich verengter Aufmerksamkeit auf die Wahrnehmung des Körpers (als krank und vom Tode bedroht) richtet, wodurch eine Befindlichkeitsstörung mit ängstlicher Selbstbeobachtung ausgelöst, das körperliche Substrat selbst aber nicht angegriffen wird. Psychodynamisch gesehen führt der Hypochonder aber einen wirkungsvollen selbstdestruktiven Angriff auf sein Körpererleben aus: Das vitale Körperschema wird plötzlich zum Negativen hin verändert und das Selbsterleben von Freude, Funktionslust und Selbstexpression wird dramatisch beschnitten. In der Sicht der Autorin unterwirft sich der Hypochonder (auf dem Hintergrund eines spezifischen unbewussten Rivalitätskonfliktes) dem Objekt und opfert ihm seine Lebendigkeit. Diese Abwehrlösung scheint häufig durch eine überfürsorglich-ängstliche mütterliche Haltung bedingt zu sein, eine Reaktionsbildung gegen Neid und Todeswünsche gegenüber dem Kind. Auf der bewussten Ebene identifiziert sich der Hypochonder mit dieser mütterlichen Haltung und dem entsprechenden Umgang mit Körperlichkeit, während er über unbewusste selbstdestruktive Angriffe auf die eigene vitale Expansivität den Neid des Objekts zu besänftigen und dessen als tödlich-vergeltend phantasierte Angriffe zu verhindern versucht. Auch eigene, dem Objekt geltende Hass- und Mordimpulse können damit abgespalten bleiben