Den Körper neu erschaffen – Der Wunsch nach Überwindung der Geschlechtsinkongruenz

In den letzten Jahrzehnten der Forschung hat sich nicht nur unser Verständnis von dem Phänomen Trans* im Hinblick auf biologisch determinierte wie auch psychoanalytische Theorien erweitert, sondern auch unser Wording dementsprechend angepasst. Den Terminus Transvestitismus wechselte im Laufe der Zeit die Bezeichnung Transsexualität ab, später sprach man dann von der Transidentität, von Transgender, und schließlich gelangte man in internationalen Klassifikationssystemen dann zum Begriff der Geschlechtsinkongruenz, während hingegen die Geschlechtsdysphorie das Leiden an dem Inkongruenzempfinden widergeben soll. Damit einhergehend finden sich in der Fachliteratur im Zuge von mittlerweile 70 Jahren sehr kontroversielle Ansichten, auch innerhalb der Psychoanalyse. Es bleibt zu vermuten, dass sich in dieser Begebenheit wohl der Spannungsgrad dieses Phänomens abbildet, nicht nur in Form eines Inkongruenzempfindens im Inneren der Betroffenen, sondern auch in Form von zum Teil sehr polarisierenden Diskursen in der Fachwelt und sogar innerhalb der einzelnen Disziplinen. Neben dem state-of-the-art in der Transgendergesundheit stellt es vor allem in psychodynamisch orientierten Psychotherapien oftmals eine Herausforderung dar, im Wissen um die frühe Entwicklung des Menschen und unter Berücksichtigung von ethischen Gesichtspunkten, Menschen in ihrem Transitionsprozess zu begleiten und im Falle von Indikationsstellungen dann in Form von Stellungnahmen auch zu verschriftlichen.