Die frühe Verbindung zwischen dem Baby und seinen Eltern ist einerseits von Natur aus gegeben und doch nicht davor gefeit, dass sie erschüttert wird, verloren geht, reißt oder gar nie entsteht. Erschwerte Lebensumstände und reale Risiken können den Prozess des Gebunden- Verbundenwerdens irritieren und verhindern. In der klinischen Arbeit zeigt sich jedoch, dass Phantasien der Eltern und später auch des Kindes eine besondere Kraft innewohnt, Entwicklungsprozesse in Gang zu bringen oder diese erheblich zu stören.
Phantasien können den Blick auf das Kind und auf sich selbst als Eltern verstellen und verzerren, sodass Eltern ihr Kind im psychischen Sinne nicht finden können und der Säugling sich selbst im Blick des Eltern nicht finden kann und ihm der Zugang in die Psyche seiner Eltern verwehrt bleibt. Dies erschwert die Entstehung eines „triangulären Raumes“.
Psychoanalytisch orientierte Eltern-Kleinkindtherapie kann diesen Raum öffnen, ein Raum, in welchem es möglich wird, Bilder entstehen zu lassen und zu denken. Diese neuen triangulären Mikroerfahrungen schaffen tiefe, gemeinsame Beziehungserfahrungen aller Beteiligten, welche kurative Wirkung haben. Es sind berührende Momente welche das Öffnen gegenüber dem Unausgesprochenen, Unvorhersehbaren, Fremden und Unheimlichen ermöglichen und seinen Schrecken lindern. Durch diese Öffnung kann eine lebendige Verbindung zwischen Säugling und Eltern entstehen, in der alle Beteiligten psychisch gedeihen können, in der Wahrnehmen und Annehmen möglich wird und ein Verständnis dafür entstehen kann, wer man selbst ist und wer der andere ist.
Der Vortrag gibt die Möglichkeit, die vulnerable Beziehungsdynamik zwischen Eltern und ihrem Säugling zu erfassen und zu verstehen. Er bietet Wege an, wie Brücken zwischen Baby und Eltern entwickelt werden können.
Sabine Fiala-Preinsperger, Dr.in med., FÄ für Pädiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalytikerin für Kinder und Erwachsene, Babys und Eltern, Lehrtherapeutin an der Wiener Psychoanalytischen Akademie, Leitung des Kinderambulatoriums der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung, Leitung des Weiterbildungslehrgangs für psychoanalytisch orientierte Säuglings-Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie an der Wiener Psychoanalytischen Akademie, Im Leitungsgremium des Universitätslehrgangs für Palliative Care in der Pädiatrie an der PMU Salzburg, Mitaufbau der Säuglingspsychosomatik im WSP und der Psychosomatik an der Kinderabteilung Mödling, Supervisorin in Gesundheitseinrichtungen und sozialtherapeutischen Wohngemeinschaften, Gruppen- und Einzelsupervision, Psychotherapeutische und kinder- und jugendpsychiatrische Praxis, Mödling
Ausgewählte Veröffentlichungen:
- Fiala-Preinsperger, S (2018): Psychoanalytisch Orientierte Eltern-Kleinkindtherapie (EKKT), Hrsg. Burian W., Grossmann B., Mandelbaumverlag, Wien
- Fiala-Preinsperger, S (2018): Übertragung, Gegenübertragung und Deutung in der Psychoanalytisch Orientierten Kindertherapie, Hrsg. Burian W., Grossmann B., Mandelbaumverlag, Wien
- Fiala-Preinsperger, S. (2015): Das Alte im Neuen, das Neue im Alten. Zeitschrift Kinderanalyse, Hrsg. Günter M., Klitzing K., Jg. 23, Heft 1. Klett-Cotta Stuttgart