Das Match als Sportmetapher und pointiertes Bild, führt, ebenso wie der Begriff der Grenze selbst, unmittelbar in die Spezifik der therapeutischen Tätigkeit mit Abhängigen illegaler Substanzen und zu jenen PatientInnen, um die es in diesem Kurzvortag konkret gehen wird: traumatisierte PatientInnen mit frühen Störungen aus missbräuchlichen, meist sozial benachteiligten Verhältnissen.
Ausgehend vom Begriff der Sucht, steht die These zur Diskussion, dass sich zwischen „Siechen“ (Etymologie) und „Suchen“ (Konnotation), eine prekäre Primär-Konstellation entfaltet: Leere, Ängste, Wut, Schuld und Scham markieren einen, häufig letalen, Angst- und Abwehrraum, der, weil so bedrohlich, mittels einer bis zur Selbst-Vernichtung gehende Maßlosigkeit (Gier, Craving) überschritten und durch entsprechende Substanzen, gefüllt, also „dicht“ gemacht werden muss. Sucht erscheint dann, vielzitiert, als „Plombe“ bzw. als notwendige Selbsttherapie unerträglicher und verleugneter Affekte. Überlagert durch Substanzen bedingte, teils psychotische und/oder manische Färbungen, findet sich auf Symptomebene eine Mischung, deskriptiv „Komorbidität“ genannt, die komplexe Herausforderungen an Diagnostik und Therapie stellt.
Im letzten Teil des Kurzvortrags wird das spezifische therapeutische Setting in der Arbeit mit Drogen/Süchtigen und das Potenzial der KIP in den Blick genommen. Gleich einem Wettkampf, bei dem jeweils die Grenzen des Spielpartners/der Spielpartnerin durch Aus/Spielen, Täuschen, Fälschen, Schneiden etc. ausgetestet werden, ist demnach der (therapeutische) Satz durch eine teils über die Grenzen gehenden Testung charakterisiert, die zugleich vollen Einsatz fordert. Wenngleich Suchttherapie gegenwärtig ein „ungeliebtes Stiefkind“ der KIP-Theorie und -Praxis darstellt, kann gezeigt werden, wie gerade analytische theoretische Konzepte (v.a. Green, Bion, Winnicott) und Methoden (Traumdeutung, Imaginationen) in diesem Therapiefeld nutzbar gemacht werden können und sehr hilfreich für den therapeutischen Prozess sind.
Elisabeth MIXA, Dr.in, Mag.a, DSA, Soziologin und Psychotherapeutin in Ausbildung unter Supervision (KIP), im Justizteam bei PASS und in freier Praxis Wien, davor therapeutische Arbeit im API – stationärer Drogenentzug und Kurzzeittherapie (II/1), E-Mail: elisabeth.mixa@univie.ac.at