Zum Zugang zu Gedächtnisinhalten. Die Bedeutung der prozessualen Aktivierung für die Psychotherapie

Hanni Salvisberg      

Thema ist der Zugang zu implizitem und explizitem Gedächtnis. Zur Diskussion steht v. a. das implizite Gedächtnis mit der Frage, was im Laufe der Entwicklung mit ihm geschieht und wie der Zugang zu den implizit gebliebenen Inhalten in der Psychotherapie herstellbar sei. Zentral geht es dabei um Grawes Aussage, wonach die unbewussten, bis da nicht in Sprache übersetzten impliziten Gedächtnisinhalte ausschließlich durch prozessuale Aktivierung, d. h. durch Erleben, erreicht werden können, während bewusstes Nachdenken nur zu expliziten Gedächtnisinhalten führe. Als wesentlicher Aspekt der prozessualen Aktivierung wird die Rolle der Zustandsabhängigkeit der Erinnerung beschrieben. Es wird aufgezeigt, dass die KIP mit dem Primärprozess Zustandsähnlichkeit zwischen Gegenwart und Vergangenheit herzustellen vermag und damit geeignet ist, den Zugang zu unbewussten impliziten Emotionsregeln, aber auch zu expliziten emotionalen, z. B. autobiographischen, Erinnerungen zu finden. Überlegungen zur Therapie und drei Beispiele aus der Praxis schließen sich an.