Familie im Kopf: Mythos, Repräsentanz, Entwicklung

Barbara Burian-Langegger      

Der Begriff »Familie« ist schwer zu fassen. Historische Recherche, Mythos und Klischeevorstellungen weichen von der gelebten Realität weit ab. Um der Vielfalt unterschiedlichster Familienkonstellationen gerecht zu werden, müssen auch unsere Theoriekonzepte neu reflektiert werden.
Während S. Freud mit dem Ödipuskomplex ein familiäres Konzept definierte, welches eine familiäre Ordnung, die klassische Kernfamilie – Vater, Mutter, Kind – begründet, sehen wir »Triade« heute als eine bereits vor der Geburt an existierende Grundform seelischen Erlebens, die uns befähigt, ein »Meta« -Verständnis von uns selbst und dem Anderen aus einer dritten Position zu erlangen. Aus der schrittweisen Internalisierung triangulärer Erfahrungen entstehen innere Triaden, die nicht nur aus einer konkreten Vater-Mutter-Konstellationen resultieren, sondern prinzipiell an die Qualität von Beziehungserfahrungen gebunden sind. Aus heutiger Sicht geht es nicht um eine konkrete Präsenz sondern um eine symbolische Repräsentanz des Dritten. Das Kind und alle Familienmitglieder müssen sich lebenslang immer wieder um ein neues triadisches Niveau der Beziehungsgestaltung bemühen. Es liegt auf der Hand, dass dieses Wechselspiel im Spannungsfeld zwischen den Generationen äußerst störanfällig ist; an einigen Fallvignetten wird das zur Darstellung gebracht.