Containing als Konzeptualisierung eines zwischenleiblich-intersubjektiven Feldes – Eine Perspektive für die post-pandemische Psychotherapie?

Gianluca Crepaldi      

Nach entbehrungsreichen Erfahrungen wie »social distancing«, Tele-Therapie und Maskenpflicht, wird in der post-pandemischen Zeit wieder vermehrt zu fragen sein, welche theoretischen Ansätze uns im Vis-à-vis mit Patienten genügend Anhalt bieten, um deren Entwicklungsprozess optimal mitzutragen. Bions Container-contained-Modell von 1961 gehört zu den langgedienten Basics psychodynamisch orientierter Verfahren und fand darüber hinaus Eingang in die Professionssprache eines interdisziplinären psychosozialen Feldes. Die weite Verbreitung geht allerdings oft mit einer Verflachung oder Verzerrung einher, weshalb im Beitrag das theoretische Potential sowie die praktische Bedeutung des Containing neu beleuchtet werden soll. Statt auf die Terminologie Bions zurückzugreifen, versucht sich der Autor an seiner Übersetzung und Aktualisierung des Konzepts, das heute in Konkurrenz zu anderen Ansätzen, allem voran jenem der Mentalisierung steht. Containing ist keine therapeutische Technik, die neben anderen Techniken im therapeutischen Werkzeugkoffer liegt; vielmehr ist es eine metapsychologische Konzeptualisierung des komplexen zwischenleiblich-intersubjektiven Feldes zwischen Therapeut und Klient, die durch ihre affektiven Austausch- und Transformationsprozesse einen generativen Akteur hervorbringen, mit dem kollaborativ verdaut, geträumt und gedacht werden kann.