Kongressleitung: Michael Rosner
Kongresskomitee: Berta Pixner, Angela Teyrowsky, Carin Weissenbeck, Dominik Witzmann
Organisation: Geschäftsstelle der ÖGATAP und Geschäftsführung der ÖGATAP gGmbH
Das Böse - Tiefenpsychologische Annäherungen
Zum Thema
Das Böse ist primär kein psychologisches Thema, sondern ein allgemein menschliches und wird dem Guten gegenübergestellt. Es beschäftigt vor allem Religion, Politik und Philosophie. Wir kennen es als Gefühl des Ressentiments, des Hasses, Verachtung, Demütigung, des verzehrenden Neides, des Grolls, der Rache und – verknüpft mit Lust – als Sadismus. Und wir kennen es im Handeln als Grausamkeit, Vernichtung, als eine destruktive Gewalt, die nicht der Notwehr dient und sich als Schlimmstes – wie gerade derzeit – im Krieg zeigt. Diese Aktualität hat uns natürlich auch erfasst und fast könnte man sagen, das Thema aufgezwungen. Kernberg schreibt 1996: „Das
Böse ist eine objektive Realität des menschlichen Wesens – auch wenn sie einen subjektiven Ursprung hat“. Mit diesem Satz wird aus einem Moralbegriff eine Wirklichkeit und die Tiefenpsychologie kommt ins Spiel, ist doch das Schicksal des Subjekts in seinen bewussten und erst recht den unbewussten Anteilen unsere Domäne sowohl auf einer überindividuellen als auch individuellen Ebene. Hier zurückkehrend sind wir in den Therapiestunden einerseits mit den Folgen des Bösen (Krieg, Trauma, Flucht, der Auswirkung von Gewalt und Vernachlässigung bzw. auch Taten) konfrontiert, andererseits ist es eine destruktive, negative Kraft, die uns sowohl theoretisch als auch klinisch behandlungspraktisch in ihren vielfältigsten Ausdrucksformen – auch oft sich dem Bewussten entziehend – letztlich permanent beschäftigt.
Die Tagung möchte helfen, trotz der in mancher Hinsicht darüber uneinheitlichen Theorie, Einordnungen zu schaffen, die Aufmerksamkeit für destruktive Prozesse zu erhöhen, sich sowohl mit den Täter als auch den Opfer – Seiten zu beschäftigen, u. a. damit wir uns der Dichotomie bei diesem Thema entgegen stellen, und möchte auch angesichts der heftigen „bösen“ großen Außenrealität – unser Wissen, wie so etwas zu Stande kommen kann – erweitern, vielleicht mit dem heimlichen Ziel, dass damit Hoffnung berührt wird. Nicht zuletzt soll die Tagung unseren Austausch in all
den Formaten – inklusive einer geleiteten Gruppe – fördern, ist dies doch immer am Wichtigsten, wenn es um das Böse geht. In diesem Sinne freuen – sofern wir dieses affektive Wort in dem Zusammenhang überhaupt auch verwenden können – wir uns auf Ihre aktive Teilnahme und hoffen, dass die Vorträge und Gespräche sowohl für Ihren beruflichen Alltag als auch zur Bewältigung der großen Außensituation hilfreich sein können.