Der Umgang mit der Ungewissheit
Psychische Aspekte durch und während der Sars-Covid 19 Krise
Rosmarie Barwinski, Winterthur (CH)
Pietro Roberto Goisis, Mailand (I)
Wolfgang Oswald, Wien (A)
Ralph T. Vogel, Ingolstadt (D)
Kongressleitung: Michael Rosner
Kongresskomitee: Berta Pixner, Carin Weissenbeck, Dominik Witzmann
Organisation: ÖGATAP-Geschäftsstelle
Veranstalter: ÖGATAP
Zum Thema
Die Corona-Pandemie hat eine tiefe Krise verursacht, die alle Teile unseres Lebens und damit auch unsere inneren seelischen Welten und unsere psychotherapeutischen Stunden beeinflusst. Im Rahmen dieser komplexen Situation braucht es ein Innehalten, ein gemeinsames tiefenpsychologisches Nachdenken, auch um eine bessere Einordnung der Krise zu ermöglichen. Diese starke äußere, ja manchmal überwältigende Corona-Realität schafft eine nur selten so erfahrene Situation des „gemeinsames Bootes“ mit den PatientInnen.
Diese äußere Realität wird entlang der alten seelischen Wege verarbeitet, aber viele neue individuelle und kollektive Phantasien spielen eine wichtige Rolle. Einer der herausragendsten Momente von Corona ist eine allumfassende Ungewissheit über die notwendigen Lösungen, den Alltag und die Zukunft. Ungewissheit selber ist etwas, dass uns im Befassen mit dem Unbewussten immer schon begegnet ist.
Wir gehen davon aus, dass uns sowohl viele Theorien als auch eine innere Einstellung, die Bion die „Negative Fähigkeit“ nennt und unsere eigenen Selbsterfahrung helfen, mit dem Ungewissen umgehen zu können. Genau dieser Umgang wird in hohem Maße geprüft, wenn gleichzeitig sowohl in der äußeren als auch in der inneren Welt so viel Ungewisses besteht.
In Österreich selbst haben wir bisher im Gegensatz auch zu nahen Nachbarländern, wie z. B. Italien zum Glück keine toxische, traumatische Situation erlebt. Die Krankheit und damit die diversen Bedrohungslagen sind uns aber nicht mehr fern.
Corona sagt uns, dass Psychotherapie immer mit existenziellen Fragen zu tun hat. Die Auseinandersetzung mit dem Sinn des Lebens, Krankheit, Tod und Verlust stehen an.
Die notwendigen bzw. von der Regierung erlassenen Regeln zur Minderung der Gefahr haben Auswirkungen auf den Therapieprozess und können die Begegnung in den Stunden verändern, sie verweisen uns darüber hinaus darauf, dass etwas latent Gefährliches im Raum ist. Die psychische Verarbeitung all dessen kann bedeutsame regressive, aber durchaus auch progressive Momente generieren und wird sich aller bewussten und unbewussten Darstellungsmöglichkeiten bedienen.
Corona erfordert eine beachtliche – oft anstrengende – individuelle und gesellschaftliche Anpassung, in der Psychotherapie auch im Sinne der Setting-Änderungen. Diese Anpassung ist aber auch eine Leistung und wirft u. a. die Frage auf, was Resilienz bedeuten und in welcher Form diese Krise wiederum zu einer psychischen Entwicklung beitragen kann.
Wir werden unseren Kongress, den wir aufgrund der Umstände nur online austragen können, so gestalten, dass auch Diskussionen, Reflexionen sowie ein Austausch möglich werden und wir einander, wenn auch nur über den Bildschirm, sehen und begegnen können.