Psychotherapie in einer verrückten Welt – Wie Psychotherapeut*innen ihre Rolle in der Gesellschaft wahrnehmen können
Fachliche Leitung: Monika Pomberger-Kugler und Claudius Stein
Veranstalter: ÖGATAP und ÖGATAP gGmbH
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!
Es scheint manchmal, dass wir in einer Welt leben, die aus den Fugen gerät. Seit über einem Jahrzehnt produziert die Menschheit ständig neue Krisen in immer katastrophalerem Ausmaß, was uns die Geschehnisse in der Ukraine noch einmal sehr schmerzhaft vor Augen führen. Der Sozialpsychologe Heiner Keupp (2021) meint, dass eine Welt im Krisenmodus normal geworden sei. Das hat uns dazu bewegt, für das diesjährige Seminar das Thema „Psychotherapie in einer verrückten Welt – Wie PsychotherapeutInnen ihre Rolle in der Gesellschaft wahrnehmen können“ zu wählen.
Die Arbeit im psychosozialen Bereich, und das schließt selbstverständlich die Psychotherapie ein, sollte immer besonders nahe an jenen Problemen und Konflikten sein, mit denen sich Menschen in einer sich wandelnden Welt auseinandersetzen müssen. Es stellt sich die Frage, ob wir PsychotherapeutInnen uns manchmal zu sehr darauf beschränken, gemeinsam mit unseren KlientInnen deren Innenleben zu erforschen und dabei vernachlässigen, uns in den Therapien auch mit dem, was in der äußeren Welt aktuell vor sich geht und viele Menschen ängstigt, auseinanderzusetzen. Kriege, Klimakrise, politische Bedrohungen und der Zerfall bestehender Strukturen begünstigen Gefühle wie Ohnmacht, Wut, Schuld und Scham, die in den Therapien Raum haben sollten. Die Pandemie und jetzt der Krieg in der Ukraine lehren uns, dass das reale Leben oft massiv in Psychotherapien hereinbricht und uns diese Krisen häufig in ähnlicher Weise wie unsere KlientInnen betreffen. Damit verändern sich die therapeutischen Beziehungen und wir werden mit ganz neuen Herausforderungen konfrontiert. Zusätzlich stellt sich auch die Frage, welche gesellschaftliche Verantwortung wir als PsychotherapeutInnen grundsätzlich tragen.
Die beiden Hauptvorträge werden diese Themen in unterschiedlicher Weise aufgreifen. Stephan Doering wird über „Antiscience, Coronaleugner und Impfgegner – Überlegungen zur Psychodynamik der Skepsis“ sprechen und Katharina von Bronswyjk von Psychologists 4 Future wird sich mit den psychologischen Folgen der Klimakrise auseinandersetzen.
Wir freuen uns auf ein in diesem Jahr hoffentlich unbeschwerteres, persönliches Zusammensein und auf interessante Diskussionen.
Mit herzlichen Grüßen,
Monika Pomberger-Kugler und Claudius Stein