»Meine Seele hört im Sehen«. Zum szenischen Charakter des therapeutischen Umgangs mit katathymen Imaginationen

Karin Nohr      

In seiner Beleuchtung von Mikroszenen, Szenen, szenischen Verstrickungen und Handlungsdialogen versucht der Artikel, die alte, bei Leuner (2005) vertretene Auffassung, dass die Imaginationen in der KIP gleichsam selbständige, sich selbst auslegende Explorationen des Patienten darstellen oder darstellen können, revidieren zu helfen. Wird an einer solchen Auffassung festgehalten, wird damit die Chance vertan, die zentralen Beziehungswünsche, wie sie sich in der therapeutischen Beziehung aktuell entfalten und gerade szenisch besonders plastisch darstellen, gezielt aufzugreifen und zu bearbeiten. Die Motivvorgabe wird als Element des therapeutischen KIP-Rahmens aufgefasst und als gegenübertragungsbedingter intuitiver innerer Prozess beleuchtet, der eine Seelenbotschaft an den Patienten darstellt und dessen Imagination in Dynamik, Thematik und Richtung beeinflusst.