Der Tagtraum als Wegbereiter des Neuen – Zum vielfältigen Potenzial an Geschichten in der Katathym Imaginativen Psychotherapie (KIP)

Harald Ullmann      

Von den jeweiligen Lesarten der Wirklichkeit hängt es ab, welche Geschichten zustande kommen. Das gilt für verschiedene Wissenschaften und Therapiemethoden wie für einzelne Behandlungen. In diesem Sinne wird durch wissenschaftliche Modelle, therapeutische Konzepte und durch die verwendeten Metaphern »Geschichte geschrieben«. Die so entstandenen Geschichten begründen ihrerseits, was man sich nun für einen »Begriff macht« – zum Zwecke der Einordnung wahrgenommener Phänomene und für den Umgang mit ihnen. Wenn Narrative und Metaphern sich dergestalt wechselseitig bedingen, ist gegenüber Theorien Skepsis geboten und für die Praxis Experimentierfreude angesagt. Die Katathym Imaginative Psychotherapie (KIP) verfügt mit dem dialogisch begleiteten Tagtraum über eine einzigartige Form von »live« in der Jetzt-Zeit ablaufender Geschichte. Sie mag einem vertieften Verständnis der Vergangenheit und ihrer Verarbeitung dienen. Sie kann aber genau so gut alternative Optionen für die Gestaltung der Zukunft eröffnen. Im Rahmen der KIP bieten sich immer wieder Chancen, neue Variationen von Geschichten ausfindig zu machen, in Gang zu bringen und zu fördern.